Geschichtliches zur Nutzung von Birkenrinde


Die Nutzung von Birkenrinde hat eine weit zurückreichende Geschichte und ist seit dem Mesolithikum bis heute ein vielfältig verwendetes Material. Birkenrinde eignet sich hervorragend zur Herstellung von Behältern aller Art. Sie ist atmungsaktiv, leicht, sehr haltbar und wasserdicht und enthält zusätzlich ätherische Öle, die sie vor Schimmelpilzen schützen.
Diesen natürlichen Schutz der Birkenrinde machen sich Menschen seit Jahrtausenden zunutze: Körbe aus Birkenrinde dienten der Lagerung von Gemüse, Getreide und Mehl, Dosen wurden zur Aufbewahrung von Milchprodukten, Honig und Fisch verwendet. Daneben wurde sie für vielerlei andere Dinge genutzt: z.B. für Messerscheiden, Umhüllungen für Glasflaschen, als Dachabdeckung, Boden- oder Wandbelag, zur Herstellung von Haushaltsgegenständen, als Papierersatz, zur Kanuherstellung, und vieles mehr.
Die Rinde mitteleuropäischer Birken lässt sich leider nicht so leicht in großen Stücken abschälen, wie die der genügsamen finnischen, russischen oder nordamerikanischen Taiga Birken, weshalb es hierzulande schwierig ist an geeigneten Rohstoff zu kommen.

Schon seit der Steinzeit wurden Gefäße in verschiedenen Formen aus Rinde gefertigt. Um nur einige Beispiele zu nennen:
Der "Ötzi" (die ca. 5300 Jahre alte Gletschermumie) trug z.B. zwei aus Birkenrinde gefertigte Gefäße. Eines davon verwendete er vermutlich zum transportieren von mit frischen, grünen Blättern isolierter Holzkohlenglut um sich bei seiner nächsten Rast die Arbeit des Feuerschlagens zu ersparen.
Bei dem Egtved-Mädchen (eine junge Frau, die während der Nordischen Bronzezeit [1800 v. Chr. - 530 v. Chr.] nahe Egtved, Jütland in Dänemark bestattet wurde), fand man am Fußende des Sarges eine große Dose aus Birkenrinde, in der bei Untersuchungen im Nationalmuseum in Kopenhagen Reste eines alkoholischen Getränks (ein mit Honig gesüßtes Bier oder eine Art Met) festgestellt wurden.
Das keltische Fürstengrab von Hochdorf (ca. 540 vor Chr.) enthielt einen Hut aus Birkenrinde.
In und um Nowgorod wurden hunderte sog. Birkenrindenurkunden gefunden bei denen es sich im allgemeinen um Privatbriefe, Mitteilungen oder Rechnungen aller Bevölkerungsschichten handelt. Es fand sich sogar ein zwölfseitiges Büchlein aus Birkenrinde aus der zweiten Hälfte des 12. Jh. Die ältesten Nowgoroder Birkenrindenurkunden stammen aus dem 11. Jh. Auch Hieronymus Bock, ein deutscher Botaniker aus dem 16. Jahrhundert, berichtet von Birkenrinde als Schreibmaterial.
In Nordskandinavien und Sibirien stellt man noch heute Dosen aller Art, Rucksäcke, Schuhe und Handtaschen aus Birkenrinde her.